Das Kirchenarchiv

Das Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde Herscheid birgt viele Schätze.


Die Evangelische Kirchengemeinde in Herscheid nennt nicht nur das älteste Gebäude im Dorf, die Apostelkirche, ihr eigen, sondern in ihrem Archiv sind auch die ältesten Aufzeichnungen über das Kirchspiel zu finden. Wahre Schätze werden in 100 Schatullen nach Sachgebieten gegliedert und chronologisch geordnet säuberlich aufbewahrt. Als eine der ältesten
Institution nahm sich die Kirche neben der Verkündigung des Wortes Gottes vor allem armer und Not leidender Menschen an. Wichtige Aufgaben, die mittlerweile weitgehend von den Kommunen und dem Staat wie das Steuer-, Sozial- und Schulwesen übernommen worden sind, wurden bis zum Ende des 19. Jahrhunderts von der Kirche wahr­genommen. Über dieses Engagement der Kirche liegen in dem Archiv unserer Gemeinde Dokumente vor, die bis in das 14. Jahrhundert zurückreichen. Die älteste der 48 handschrift­lichen Urkunden stammt aus dem Jahre 1372. Auskunft über die 24 Kirchengüter erteilt ein Lagerbuch aus dem Jahre 1713. Schriftstücke über Exekutionen und Repressalien lassen die schwere Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg im Kirchspiel Herschede wieder lebendig werden.

Über mehrere Jahrhunderte geben Rechnungen und Zahlungsanweisungen einen Einblick in die handwerklichen Tätigkeiten der Bürger in der Gemeinde. Weil die Kirchengemeinde die Unterstützung notdürftiger Bürger im Laufe der Zeit nicht mehr aus eigenen Mitteln bestreiten konnte, vermitteln Listen über die in den Gastwirtschaften aufgestellten Sammelbüchsen, Bußgelder und Verzeichnisse über eine zehnprozentige Abgabe bei sogenannten Gebe­hochzeiten ein Bild vom Leben in der Gemeinde mit seinen sozialen Strukturen. Da Not leidende Bürger weitgehend in Form von Gütern des täglichen Bedarfs unterstützt wurden, verraten die alten Aufzeichnungen auch etwas darüber, wer als Bäcker, Schneider, Schuster, Schreiner oder gar Schmied in Herscheid tätig war. Arzt- und Apothekenrechnungen geben Auskunft über medizinische Betreuung der Bürger im 19.Jahrhundert.

Für die Familienforschung sind die Aufzeichnungen der Personenstandfälle, die vom Jahre 1733/35 in den alten Kirchenbüchern festgehalten worden sind, von besonderem Interesse.

Um Interessierten die Suche nach den Vorfahren zu erleichtern, wurden in einer aufwendigen Arbeit die Daten aus den Kirchenbüchern in einem Genealogieprogramm erfasst. Auf diese Weise besteht nicht nur die Möglichkeit, gezielt und schnell nach Herscheider Familiennamen zu suchen, sondern auch komplette Familien über mehrere Generationen anzeigen zu lassen. Erfasst wurden:

-          Ehen von 1733 bis 1900

-          Geburten/Taufen 1735 bis 1900 (In den Original Kirchenbüchern fehlen die Taufen 1733-1734 komplett und im Jahr 1764 teilweise).

-          Verstorbene/Begrabene von 1733 bis 1900 (teilweise auch darüber hinaus).

Ergänzt wurden die Familiendaten mit Informationen aus dem Herscheider Kirchenarchiv. Hierzu dienten überwiegend die Belegakten zu den Kirchenbüchern in denen die Lebensdaten der Auswärtigen Personen, die in Herscheid geheiratet haben, aufgeführt sind. Ebenso Angaben aus den Sonntagsblättern (1911-1935). Eine weitere Quelle, die berücksichtigt wurde, ist Archion. Hierbei handelt es sich um ein Projekt der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Mehrheit der evangelischen Landeskirchen. Gegen eine Gebühr hat man die Möglichkeit digitalisierte Kirchenbücher im Internet einzusehen. Viele Sterbedaten von Herscheidern die in benachbarte Städte (Altena, Halver, Kierspe, Lüdenscheid, Meinerzhagen, Plettenberg, Werdohl,) verzogen sind, wurden durch die Einsicht dieser Digitalisate, in dieser Herscheider Kirchenbuchabschrift ergänzt. 

Mit der Erfassung der Herscheider Kirchenbücher und der Ergänzung aus den genannten Quellen, ergibt sich eine Fundgrube für diejenigen,die auf der Suche nach Vorfahren aus unserer Gemeinde sind.

Eine wahre Fundgrube stellen auch die Sonntagsblätter der Evangelischen Kirchengemeinde dar, die von 1911 bis 1935 fast vollständig in gebundener Form vorhanden sind. Da das wöchentlich erscheinende Blatt nicht nur aus dem Leben der Gemeinde berichtet, sondern als öffentliches Organ auch Bekanntmachungen der politischen Gemeinde und Orga­nisa­tionen sowie Geschäftsanzeigen enthält, stellen die Bände ein Spielbild der Lebensver­hält­nisse in Herscheid über zwei Jahrzehnte dar.

All diese wert­­vollen Aufzeichnungen mit angemessener Pflege zu hüten und sie durch Do­kumente der Zeitgeschichte zu ergänzen, ist vornehmste Aufgabe des Archivpflegers. Wenn es gewünscht wird, bin ich auch gern bereit, Gruppen während einer Führung durch das Gotteshaus mit der Geschichte des Gebäudes bekannt zu machen oder einen Einblick in das Archiv zu gewähren. 

Wer Familienforschung betreiben möchte, hat dazu von Montag bis Freitag, im Martin-Luther-Haus an der Plettenberger Str. 11, Gelegenheit. Jedoch ist eine vorherige telefonische Terminabstimmung unter (02357/4518) erforderlich. 

Birgit Hüttebräucker

(Archivpflegerin)